Waren Sie schon jemals in der Situation, wo Sie für einen Markenwechsel verantwortlich waren? Mussten Sie schon ein Rebranding Projekt durchführen? Dann wissen Sie sehr genau, wie schwierig das sein kann. Viele Firmen tun sich bei diesem Thema schwer. Zum Beispiel, seit der Gründung von Weight Watchers in 1963 lag der primäre Fokus darauf, Kunden zu Gewichtsverlust zu verhelfen. Kunden treffen sich in Selbsthilfegruppen, dokumentieren ihr Gewicht und diskutieren ihre Erfolge und Misserfolge. Gemäss der Unternehmensgeschichte und dessen Entwicklung erschien es für das Management naheliegend, Weight Watchers in WW umzubenennen. Diese Idee ist aber gar nicht gut angekommen! Der Fall WW illustriert 2 Dinge:
- Hart erarbeitete Brand Equity oder gewonnenen Markenwert kann man sehr schnell und auch unabsichtlich vernichten.
- Ein Wort oder Kürzel wie WW kann eine weitere Bedeutung haben, welche der Marke nicht hilft (z.B. WW = World War).
Unser Fallbeispiel hier im Blog zeigt auf, wie wir beim Rebranding von drkpi® erfolgreich versucht haben, diese Problematik zu meistern.
1. Was zeichnet erfolgreiche Marken aus
Diese 3 Punkten erklären, was erfolgreiche Marken ausmacht:
- Klare Zuordnung und Bedeutung im relevanten Bereich
- Authentisches und konsistentes Markenversprechen
- Entwicklungsfähigkeit im sozialen und Marktumfeld
Eine der Herausforderungen beim Rebranding kann laut Stefan Schmidheiny (Accent.swiss) sein, wenn die Marke zum Gattungsbegriff wird (z.B. Tempo, Tesafilm und Vespa). Dies ist zugleich das Beste und Schlimmste für die Marke. Doch in dieser Situation ist drkpi® sicherlich nicht.
Eine weitere Problematik zeigt sich, wenn das Rebranding von Kunden oder von Journalisten als Flop betrachtet wird. Ein Beispiel ist Weight Watchers (siehe oben) oder aber der Relaunch von Douglas mit dem Hashtag #TheNewDouglas. Die dritte Herausforderung ist, dass die Werte der Marke als auch das Design von allen Mitarbeitern in der Organisation konsequent umgesetzt und angewandt werden.
2. Markenrelaunch gelingt kaum ohne ProzessÄnderungen
Idealerweise läuft ein Markenrelaunch sehr geordnet ab, wie z.B. in den unten aufgezeigten 3 Schritten. Jeder wird idealerweise vor dem nächsten Schritt abgeschlossen.
Corporate Image u. Corporate Design:
- Was sind unsere Werte?
- Wie setzen wir es um (Logo, Briefpapier, Broschüren, usw.)
Layout erstellen
- Logo
- Webseite
- Briefpapier usw.
Umsetzung
- Webseite
- Briefpapier
- Broschüren usw.
Doch die Praxis weicht vom Ideal fast immer stark ab. Die Erfahrung lehrt uns, dass bei Projekten zur Digitalisierung oder IT es sich bezahlt macht, auch die Prozesse und Arbeitsabläufe unter die Lupe zu nehmen. Oft lohnt es sich dann, einige Dinge besser oder anders zu organisieren. Verschiedene Schritte können vielleicht eliminiert und neue hinzugefügt werden.
Erst danach beschäftigen wir uns mit Fragen rund um die Hardware und Software und welche genutzt werden soll. Gleiches gilt für die Marke. Hier lohnt es sich, wenn wir uns mit Fragen zum Markenwert, Markenstärke und Strategie auseinander setzen. Dabei beeinflusst dies natürlich auch das Produkteangebot. Beispiele sind:
- Priorität 1: Was wollen wir wirklich dank einem neuen Markennamen, Markenimage, usw. erreichen? Steigern vom Vertrauen unserer Kunden in unsere Marke/Produkte, Verkäufe erhöhen und/oder einfach Kosten sparen?
- Das Ziel: Was bezweckt eine allfällige Neupositionierung oder Umbenennung der Marke (wie z.B. drkpi® oder Weight Watcher auf WW)?
- Marketing und Verkauf: Inwiefern passt noch das Design und unsere Produktepalette zum gewünschten neuen Markenimage?
Verständlicherweise fordern die unterschiedlichen Antworten zu den obigen Fragen unterschiedliche Vorgehensweisen. Doch zuerst müssen wir uns einmal klar sein, für was der jetzige Brand steht oder wie die Mitarbeiter ihn verstehen. Sehen diese die Firma im gleichen Licht wie Management und Kunden? Unseren erster Wurf haben wir kurz in der Tabelle unten aufgezeigt. Nach Diskussionen entstand dann die Phase 2.
Erste Ideen:
- CyTRAP Labs GmbH, d.h. drkpi® – die Marke – führt qualitative und quantitative Analysen durch.
- Wir optimieren Unternehmen in den Bereichen Unternehmens-kommunikation, Digital- und Content-Marketing sowie Compliance, Datenschutz und Datensicherheit.
- Darüber hinaus bietet drkpi® Schulungen, Kurse und Audits.
Konkretere Vision der Ideen:
- Wir optimieren Unternehmen in den Bereichen Unternehmenskommunikation, Digital-, Content- und Impact-Marketing sowie Compliance, Datenschutz und Datensicherheit.
- drkpi® analysiert das Erreichen einer definierbaren und messbaren Wirkung.
- Darüber hinaus bietet drkpi® Schulungen, Kurse und Audits.
3. Repositionierung der Produkte
Die obige Tabelle zeigt, dass unsere Ideen zunächst etwas unausgereift waren. Wir haben alles im Team mehrmals diskutiert. In diesen Diskussionen wurde irgendwann klar, dass unsere Ideen dazu führen, dass wir 4 Produkte anbieten wollen. Dabei gibt es 4 Module für jedes Produkt, das der Kunde nach Bedarf kauft. Wir haben alles in der Tabelle unten aufgeführt.
Strategie | Academy | Compliance | Analytics | |
1. Analyse | Priorisierung | Bedarfsermittlung | IST-Analyse | Best-Practice |
2. Beratung | Fokussierung | Aktionsplan | Massnahmen | Entwicklung |
3. Umsetzung | Optimierung | Schulung | Realisierung | SMART-Metrics |
4. Kontrolle | Metrics | Zielerreichung | Datensicherheit | Benchmarks |
4. Erste Schritte: Brand Equity und mögliches Rebranding
Unsere Überlegungen zu unseren Werten und Expertise führten zu weiteren Änderungen in der Ausrichtung vom Geschäft, der Strategie, Produktepalette, Preispolitik usw. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir noch nichts in Sachen Branding gemacht. Unten sind unsere ersten Ideen zu Branding und Marke aufgeführt. Auch dieser Prozess war nicht einfach.
Themen
- Bekanntheit der Marke
- Strategie und Wachstum
- Organisation, Governance und Prozesse
- Usability oder Benutzerfreundlichkeit der Webseite
- Usefulness oder Nützlichkeit der Webseite
Fragen
- Kennen Kunden / Interessenten die Marke?
- Welchen Märkten & Ländern bieten wir welche Produkte an?
- Wie verbessern wir die Abläufe?
- Wie einfach ist die Webseite zu bedienen und wie schnell findet man das Gesuchte?
- Bieten die Informationen Mehrwert für unsere Zielgruppen?
5. Zwischenbilanz
Dieser Blogeintrag zeigt auf, wie viele verschiedene Aspekte die Beantwortung der Frage nach einer möglichen Neupositionierung einer Marke beeinflussen. Anfangs stand zur Diskussion, ob wir die DrKPI® Marke (damals noch so geschrieben, heute als drkpi®) streichen oder weiter nutzen sollten . Am Ende entschieden wir uns aus verschiedenen Gründen, diese Marke zu behalten:
- Der Name ist positiv besetzt,
- Jede Organisation will gute Key Performance Indicators (KPIs) nutzen,
- Wir besitzen die .com Domaine, d.h. drkpi.com, und
- Dank dem kurzen Namen ist auch der Name der Domaine kurz und einprägsam für den Nutzer (nur 5 Buchstaben).
Doch wie wir unsere Produkte heute positionieren wollen hat sich gegenüber der letzten 5 Jahre stark geändert. Erst nachdem die in den obigen Tabellen gestellten Fragen einigermassen gut beantwortet waren, haben wir uns an die eher klassischen Rebranding Fragen der Grafik und des Corporate Designs (CD) wie auch der Corporate Identity (CI) herangetastet. Für den Kunden zählt im Endeffekt weniger die Verpackung der Marke als der Inhalt, beispielsweise:
- innovative und konkurrenzfähige Produkte;
- Qualität zu einem fairen Preis; und
- exzellenter Kundenservice.
Wenn die Firma diese 3 Dinge erfolgreich meistert, ist die Verpackung nur noch das Sahnehäubchen auf dem Kaffee.
6. Was ist Ihre Meinung
Was uns brennend interessiert, sind Ihre Erfahrungen.
- Wie haben Sie die oben diskutieren Herausforderungen gelöst?
- Mussten Sie schon einmal ein Logo, das Corporate Image und / oder den Webauftritt der Firma ändern?
- Inwiefern haben die Arbeiten an der Marke Veränderungen in den internen Prozessen ausgelöst und Produktangebote verändert?
Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.
4 Antworten
Genau und hier ergänzende Antworten zum Thema Re-Branding / Re-Design:
===> https://markenexperte.ch/post/branding-ist-und-bleibt-die-kunst-der-vereinfachung-fokussierung-und-reduktion?c=2
Lieber Stefan
Vielen Dank für Deinen Input. Ja Dein Interview in der Werbewoche ist natürlich sehr interessant und die Problematik
– ob es ein neues Logo braucht oder nicht,
– der Name nicht mehr zeitgemäss erscheint oder aber doch noch,
– usw.
sind ein immer aktuelles Thema scheint mir. Dein Zitat oder Statement:
ist mir nicht ganz klar. Was meinst du… Charakter zeigen – ein Logo? Echt wie geht das ist mir nicht ganz klar.
Herzlichst
Urs
Lieber Urs
Gute Frage! Beim Design spricht man dann von „Charakter“, wenn z.B. ein Schriftzug nicht nur aus den üblichen Buchstaben einer gängigen Schrift besteht, sondern wenn in der Schrift selbst etwas verändert wurde oder mit einem Symbol/Signet dazu etwas Einzigartiges entsteht.
Der Swosh unter dem Wort NIKE z.B. verleiht dem Schriftzug „Charakter“. Der Duden zu „Charakter“: „Individuelles Gepräge eines Menschen“.
In Bezug auf Design heisst das im übertragenen Sinne „Individuelles Gepräge eines Logo“.
Beste Grüsse und weiterhin viel Freude mit Marken!
Stefan
Lieber Stefan
Danke für Deine Erklärungen. Die Definition erscheint mir klar und logisch. Trotzdem denke ich, dass für den Durchschnittskunden wohl kaum eine Schrift das individuelle Gepräge einer Marke widerspiegelt.
Aber ein gutes Logo ist sicherlich wichtig und die richtige Schrift macht viel aus, aber Charakter ….
Das schafft unser Logo sicherlich nicht den Charakter unseres Betriebes zu symbolisieren… das machen unsere Mitarbeiter und die Kultur unseres Unternehmens aus.
Danke für den Input… Markenarbeit macht Spass … aber deren Effektivität lässt sich nicht immer einfach so beweisen (siehe Beispiele im Beitrag).
Schönen Abend.
Grüessli
Urs