Coronavirus Krise: Gespenstige Leere im HB Zürich am Freitagmorgen

Coronavirus Krise: Spargelstecher und medizinische Hilfsmittel

Zusammenfassung: Wegen des Coronavirus, auch COVID-19 genannt, wandern Jungpflanzen in diesen Wochen auf den Kompost statt in den Verkauf. Kurzarbeit und Hilfskredite lösen nur einen Teil der Probleme. Das Resultat ist, das die Hälfte der Schweizer Gärtnereien vor dem Aus steht.
Geschäftsinhaber und ihre Marketingexperten stehen vor neuen Herausforderungen, wie z.B.:

  • Wie holen wir die Spargelernte ein?
  • Wo bekommen wir die medizinischen Hilsfmittel wie Masken während der Corona Krise?
  • Lassen sich Business-Reisen zu 100% vermeiden?

Systemrelevante Spargelstecher und das Coronavirus

In Deutschland braucht die Landwirtschaft Saisonarbeitskräfte um z.B. die Spargelernte einbringen zu können. Rund 300’000 Erntehelfer kommen jedes Jahr aus Polen, Rumänien, Südosteuropa wie auch aus der Ukraine für einige Monate ins Land. Laut Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner liegt der Bedarf an Erntehelfern im März bei 30’000, im Mai werden rund 80’000 helfende Hände gebraucht.

Doch seit dem 25.3.2020 können Erntehelfer im Rahmen der bestehenden Grenzkontrollen nicht mehr einreisen. Die Bundesregierung hat zumindest die Aufenthaltsgenehmigung für diejenigen, die schon in Deutschland sind, verlängert. Am 2. April haben die Landwirtschaftsminiserin Julia Klöckner und der Innenminister Horst Seehofer einen Vorschlag ins Kabinett gebracht, wie man dieses Problem wenigstens teilweise lösen könnte.

Die Einreisestopps sollen nicht nur entsprechend gelockert werden. Zusätzlich sollen inländische Helfer angeworben werden, wie Kurzarbeiter, Arbeitslose, Studierende oder Asylbewerber. „Es haben sich schon über 40’000 Menschen eingetragen, vom Kurzarbeiter über den Studenten. Jeder will da mit anpacken“.

Die Arbeit auf dem Feld in der Frühlingssonne könnte tatsächlich für viele eine schöne und revitalisierende Abwechslung bedeuten – eine Gelegenheit, sich ein paar Wochen lang mit ganz anderen Dingen als dem alltäglichen Arbeitsstress der „normalen Welt“ zu beschäftigen. Diese Möglichkeit haben die meisten sonst kaum. Feld- und Gartenarbeit ist nicht nur gesund und wird insbesondere zur Stressreduktion, z.B. an Kurorten, und als alternativer Therapieansatz bereits umgesetzt. Es kann auch eine wertvolle Ablenkung in der Krisenzeit darstellen, welche dann erwiesenermassen tatsächlich glücklich macht.

Mangel an wichtigen medizinischen Hilfsmitteln

Neben der Problematik mit Erntehilfskräften im Gemüseanbau gibt es auch Probleme mit der medizinischen Schutzkleidung und Equipment für Pflegepersonal. Krankenhäuser auf der ganzen Welt kämpfen mit einem Mangel an wichtigen medizinischen Hilfsmitteln, wie Masken und Beatmungsgeräten, die zur Behandlung der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankenheit wichtig sind.

Die weltweiten Bestellungen erreichten in der letzten Märzwoche 2020 das Doppelte der vollen Produktionskapazität der malaysischen Handschuhhersteller. Dies geschah, als Malaysia eine mindestens einmonatige Sperrung von Fabriken bekannt gegeben hat. Wenn die Fabriken überhaupt geöffnet sind, laufen sie mit halber Kapazität.

Lieferungen der heute bestellten medizinischen Handschuhe können zur Zeit erst nach ca. vier Monaten ausgeführt werden. Kriminelle greifen bereits zu, so wurde heute, am 3. April, auch bekannt, dass Amerikaner eine Lieferung mit 200’000 Atemschutzmasken nach Berlin abfingen.

Allein die Schweiz benötigt 2 Mio Schutzmasken am Tag primär im Gesundheitswesen und dort bei der Arbeit mit Risikopatienten. Doch kann das Land nur ca. 40’000 dieser Masken täglich selber produzieren. Der Rest kommt aus Deutschland und vor allem aus China. Vor einigen Wochen wurde ein Container mit Masken auf dem Wege in die Schweiz im Zollfreilager Hamburg unnötigerweise von Deutschland festgehalten.

Bei Beatmungsgeräten ist es wiederum so, dass die meisten in Europa hergestellt werden. Die Deutsche Bundesregierung hat im März bei Drägerwerk in Lübeck 10’000 Beamtmungsgeräte bestellt. Deren Auslieferung wird sich jedoch über das ganze Jahr erstrecken. Hamilton Medical (Domat-Ems/Chur, Schweiz) verdoppelt gerade seine Kapazität auf 500 Beamtmungsgeräte pro Woche. Getinge (Schweden) hat seine Produktion ebenfalls hochgefahren. Doch Hamilton Medical befürchtet, dass es bei den Zulieferern bald zu Lieferengpässen kommt und einige Teile nicht rechtzeitig ankommen.

Home Office - gleich fangen wir an mit mehreren PCs und Servern.
Home Office – gleich fangen wir an mit mehreren PCs und Servern.

Coronavirus: Home-Office geht nicht immer

Kürzlich musste ich eine kleine Reise unternehmen, um mich wieder einmal mit der Buchhalterin zu treffen und die wichtigen finanziellen Dinge für unser Business zu erledigen. Zur Zeit arbeiten wir beide im Home-Office.

Selbstverständlich nutzen wir verschiedene Internet-Tools, um die Kommunikation zu verbessern. Die grösste Herausforderung ist aber, diese Technologien effektiv zu nutzen. Die Nutzung von z.B. Slack oder Beekeeper mag toll sein. Webinare oder Team Meetings mit GoTo Meeting sind oft hilfreich. Doch zu viele Telefon- und Videogespräche, sowie eine Flut von Slack oder Beekeeper Nachrichten lenkt ab.

Heute gibt es zu viele Möglichkeiten, oftmals nur wenige wichtige Dinge und Gedanken sofort an Kollegen, welche auch im Home-Office arbeiten, zu kommunizieren. Vielleicht ist es ja so, dass Threema oder WhatsApp vollkommen ausreichen, um mit Kolleginnen in Verbindung zu bleiben. Natürlich sind die gute alte Email oder die Analogpost auch noch da.

Manchmal müssen Papiere oder Dokumente doch noch manuell ausgetauscht werden. Heute galt es die Steuererklärung zu unterschreiben, weil die digitale Unterschrift da noch nicht funktioniert. Also unternahm ich eine kleine Reise vom Home-Office in Zürich ins Home-Office nach Döttingen.

Der Hauptbahnhof Zürich war wie leer gefegt. Der Zug von Zürich (siehe Bildergalerie) war ebenfalls leer. So habe ich das noch nie erlebt.

Doch auch beim Umsteigen in Baden war es still, nur wenige Passagiere im Regionalzug nach Koblenz über Döttingen unterwegs. Dieser fährt üblicherweise bis Waldshut, gleich nach der Grenze in Deutschland. Doch dieser Tage ist auch da kein durchkommen.

Jemand, den ich auf meiner kleinen Reise traf, sagte mir, dass sein Hauptlieferant in Italien nicht mehr produziert und deshalb keine Lieferungen mehr kommen. Das heisst, noch für 2 Monate, denkt er, habe er Material, um die Wünsche der Kunden für Platten z.B. im Bad zufrieden zu stellen. Neue Aufträge kommen zur Zeit langsam und weniger rein, obwohl er zur Zeit alle seine ca. 8 Mitarbeiter voll beschäftigt. Doch wie lange noch?

Interessante Studien

Riou Julien, Althaus Christian L. Pattern of early human-to-human transmission of Wuhan 2019 novel coronavirus (2019-nCoV), December 2019 to January 2020. Euro Surveillance 2020;25(4). https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2020.25.4.2000058

Corona Krise und Amazon: Haben Sie’s gewusst?

Während der Corona-Krise wurden die Amazon Logistik-Mitarbeiter in den USA als unentbehrliche Arbeitskräfte bezeichnet. Dennoch gehören sie zu den am schlechtesten bezahlten des Landes.

Die Arbeiterinnen und Arbeiter bei Amazon und Whole Foods haben in der ersten Aprilwoche Arbeitsniederlegungen inszeniert, um Schutzausrüstung und Gefahrenzulage zu erhalten. Viele sind besorgt, dass sie sich durch die Arbeitsbedingungen mit dem Coronavirus anstecken könnten.

Amazon, der zweitgrößte Arbeitgeber der USA, hat seinen Mindestlohn vorübergehend um 2 auf 17 Dollar pro Stunde erhöht. Dies wird Amazon $350 Mio. kosten. Das entspricht etwa 0,2 % der Betriebskosten 2019. Amazon machte in 2019 $280 Milliarden Umsatz. Davon waren $11.6 Milliarden, ca. 4% vom Umsatz, Gewinn.

Amazon braucht zur Zeit täglich 270’000 Mitarbeiter, damit die Logistik in den USA reibungslos funktioniert. Das Unternehmen will in Europa und Nord Amerika 100’000 zusätzliche Mitarbeiter einstellen, um die COVID-19 Krise bessern meistern zu können.

Corona Krise und KMU Kredite: Es geht schnell – in der Schweiz, oder aber sehr langsam – in Deutschland, UK, Italien

In der Schweiz geschieht dies mit einem online Formular. Einfach ausfüllen. In unserem fiktiven Beispiel brauchten wir weniger als 15 Minuten, um alles bei der Website des Bundes online auszufüllen.

In der Schweiz dauert es von der Eingabe am Freitag bis vielleicht Montag, 2 Arbeitstage oder weniger, bis der Antrag geprüft und genehmigt oder abgelehnt wird. Da gibt es viele Beispiele in unserem Umfeld von Lieferanten und Kunden. So schnell ging es :-) Super Beispiel wie #PublicPrivatePartnership (d.h. hier Verwaltung und Banken) funktionieren kann.

In anderen Ländern ist es nicht unbedingt so. 14 Tage nach dem Launch eines solchen Programmes sind in Grossbritannien mehr als 130’000 Anfragen eingetroffen. Doch bis Donnerstag 2. April wurden nur 983 Kredite ausgesprochen.

Auch in Deutschland ist das System überlastet wenn nicht sogar zusammen gebrochen. Die Kommunikation war schlecht, die Inanspruchnahme gering, und einige Unternehmen berichten von ihren Banken, dass es Tage, wenn nicht Wochen dauern kann, bis Geld ankommen wird (siehe hier).

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