Zusammenfassung: Wir kennen alle die Geschichte: seit dem 16 März 2020 sind viele Länder Europas Italien gefolgt und haben drastische Massnahmen getroffen. Alles in der Hoffnung, die Coronavirus- oder Covid-19-Pandemie in den Griff zubekommen. Dennoch gibt es Schwächen im System, die wir bereits vor der Pandemie hätten beseitigen können, um die schnelle Ausbreitung des Virus weiter zu mindern.
Was genau sind diese Schwächen und wie können sie gegen die Verbreitung des Virus helfen? Hier zuerst ein paar Fakten und Zahlen zum jetzigen Stand der Dinge.
Der zweite Beitrag aus unserer Serie zum Coronavirus
Genaue Fallzahlen: Quo Vadis
Ranglisten oder Statistiken in Sachen Pandemie helfen den öffentlichen Stellen die notwendigen Massnahmen anhand guter Daten zu treffen. Ranglisten zu Gesundheitssystemen gibt es einige wie z.B. der Global Health Security Index. Darin werden einige Faktoren überprüft, um festzustellen, wie gut die Gesundheitssysteme in verschiedenen Ländern funktionieren. Prinzipiell sind reichere Länder besser für Epidemien gerüstet als ärmere.
Die USA ist mit grossem Abstand die Nummer 1 in der Rangliste mit 83,4 Punkten aus 100 Maximalpunkten. Die Schweiz mit 67 ist auf Position 13 und Ghana mit 35,5 Punkten auf Position 105 von 195 Ländern.
Dennoch geht meist zu viel schief: Somit sind solche Ranglisten in Krisenfällen nicht unbedingt aussagekräftig. Schliessungen von Kinos, Läden, usw. hat in den USA zur Folge, dass ab April Millionen von Mitarbeitern ohne Krankenversicherung auskommen müssen. Schon heute wird die Anzahl der Amerikaner ohne Kranversicherung auf 18 Mio. geschätzt.
Wie solche Statistiken den Kampf der Pandemie in Sachen Covid-19 oder Coronavirus beeinflussen, weiss niemand. Die Situation ist so schwierig, dass der Governor von Kalifornien seinen Bürgern ab dem 20 März 2020 zu Home Office verpflichtet hat. Doch von zu Hause aus zu arbeiten und für die Schule zu lernen ist bei vielen schon im Trend.
Italien ist weiterhin das „Epizentrum“ und hat die meisen Todesopfer zu beklagen. Nur 5 Menschen waren unter 40 Jahre und die meist betroffene Altersgruppe sind die 80- bis 89-Jährigen.
Schweizer Ärzte senden Corona-Daten per Fax
Wegen der drastischen Situation im Tessin fordert die lateinische Schweiz nun eine nationale Ausgangsperre. Doch die grossen Städte Zürich, Bern und Basel sind dagegen. Der Kanton Uri prescht vor und schickt die Senioren (ab 65 Jahren) in den Hausarrest.
Der Bund hat Mühe die Fallzahlen zu ermitteln, obwohl Ärzte und Laboratorien verpflichtet sind, Fälle innerhalb von 24-Stunden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu melden. Die Formulare dazu sind auf der BAG Webseite in PDF Format erhältlich. Sie können aber nicht direkt am Computer bearbeitet werden, sondern müssen von Hand ausgefüllt und per FAX an das BAG übermittelt werden. Dort werden diese handschriftlichen Daten in die Datenbank eingetragen.
Eine externe Evaluation hat bereits 2012 festgestellt, dass die Übermittlung der Daten via Fax nicht effizient ist und zu einem unnötigen Risiko für Fehler bei der Eingabe in die Datenbank führen kann. Das BAG kündigte daraufhin ein elektronische Meldesystem für 2013/14 für Ärzte an. 2020 sagt uns die Webseite das einem elektronischen Übermittlungssystem für Laboratorien gearbeitet wird und für Ärzte sei das System weit fortgeschritten. Doch während der Covid-19-Pandemie ist es immer noch nicht erhältlich. Warum also dauert das so lange?
Bürokratie lässt grüssen: Docbox könnte es in 2 Wochen kostenlos fertigstellen
Das obige Beispiel ist eine Blamage für das BAG und dessen Management, welches es aus verschiedenen Gründen erst nach ca. 10 Jahren schafft (2021 so hoffen wir!), die elektronische Datenerfassung von Ärzten zu implementieren.
Das private Ärztenetzwerk docbox mit 9’000 allgemein praktizierenden Ärzten in der ganzen Schweiz hat dem BAG offeriert, ein elektronisches System innerhalb einer Woche zur Verfügung zu stellen – kostenlos. Das BAG ist aber leider zu stark damit beschäftigt die handgeschriebenen Angaben in deren Datenbank einzuspeisen. Somit konnte sie bis heute nicht auf das docbox Angebot eingehen.
Das ist ein Problem, denn z.B. am 17. März 2020 hat das BAG bekanntgegeben, das rund 270 Fälle noch nicht erfasst seien. Am Mittwoch meldete der Kanton Zürich 130 neue Erkrankungen innert 24 Stunden. Das BAG verschickte später einen Tweet in welchem die Covid-19 Fallzahlen für Dienstag 17.3.2020 von etwa 50 neu registrierten Erkrankungen sprach. Diese Diskrepanz während einer Krise lässt vermuten, dass hier noch einige Dinge im Argen sind.
Corporate Communication #bigfail
Die Grafik welche auf Twitter vom BAG verschickt wurde, kann man nicht auf der BAG Webseite finde. Solche Daten müssen jedoch auf der BAG Webseite schnell und einfach auffindbar sein. Dies ist ein Fallbeispiel wie Digitales Marketing in der Corporate Communication im Krisenfall nicht effektiv genutzt wird, ein #bigfail im Kampf gegen z.B. Fake News (siehe Image weiter unten).
Ebenfalls sind die Informationsangebote auf der Webseite nach den neuesten Standarts nicht SEO oder Suchmaschinen optimiert. Auch die Bildtexte, welche auf Twitter angeboten werden, sind auf der Webseite nicht auffindbar.
Das BAG schafft es also nicht, eine gute web-basierte Kommunikation während der Coronavirus Krise für die CH Bevölkerungen sicher zu stellen. Aber in einer solchen Krise ist das Pflicht und notwendig. Natürlich sind die Dinge in Italien, Frankreich und Deutschland nicht besser, doch in der Schweiz haben wir den Anspruch, dass unsere öffentliche Verwaltung hier mehr leistet!
Auch die Armee/Bundeswehr/Heer hat Probleme: Die aufgebotenen Sanitätstruppen wurden gebeten für die ersten 2 Tage die Verpflegung gleich mitzubringen.
1×1 für Digitales Marketing im Krisenfall: Bsp. Coronavirus
Dank der BAG CH und deren ungenügendem Kommunikationsansatz im Zeitalter der digitalen Medien und dem Cloud Computing können wir 6 Lehren aus diesem Falle ziehen:
- Strategie: Was ist unsere Value Proposition in unserer Kommunikation.
- SEO Optimierung ist Pflicht: Texte auf der Webseite müssen optimiert sein, d.h. die richtigen Schlagwörter, Hashtags, usw. Ein Hashtag wie #CoronaVirusCH ist dabei nicht sehr hilfreich da die eigenen Tweets vom BAG dabei in der Masse untergehen. #BAGCoronaVirusCH hilft da schon eher. Schlagworte oder Hashtags wie #AlertBAGch oder #BAGchAlert sollte immer gebraucht werden, um dem Publikum das Auffinden solcher wichtiger Informationen zu erleichtern.
- Fakten sind gefragt: Fakten müssen so kommuniziert werden, dass diese auf verschiedenen Geräten gelesen werden können.
- Word-of-Mouth Marketing nutzen: Italien hat eine Webseite nur zum Coronavirus. Auf dieser findet man täglich gute Informationen inklusive Statistiken, Grafiken, usw. Diese kann man teilen, über RSS oder mit einem Email Newsletter erhalten. Weil es so einfach ist, nutzt die Presse diese Seite extensiv und hilft so, die Bevölkerung über verschiedenen Kanäle zu informieren mit Word-of-Mouth, Content Marketing – Inhalte des Instituto Superiore di Sanità (ISS) werden auf anderen Webseiten repostet, welche man einfach navigieren kann.
- Texte richtig gestalten: Text müssen so aufbereitet sein, sodass diese auch überflogen werden können. Dies bedingt, dass sie gut strukturiert sind mit Überschriften, kurzen Paragraphen und Sätzen…
- Grafiken und Visuals sind Programm: Grafiken (siehe unten) müssen auch auf der eigentlichen Webseite einfach einsehbar sein und für den Download bereitgestellt werden. Eine Grafik, Tabelle, Statistik nur als Foto auf Twitter anbieten ist eine „lost opportunity“ für das Engagement mit Kunden/Bürgern und somit ein Anfängerfehler.
- Was ist der Mehrwert: Firmen und Verbände können sich überlegen, welche Informationen sie auf deren Plattform z.B. für Mitglieder anbieten. Die Informationen müssen Mehrwert bieten, z.B. was ist zu tun um Kurzarbeit anzumelden, wie minimieren wir die Gefahr für Coronavirus Infektion in unserem Lebensmittelladen, Meeting, usw.
Fazit
In Krisensituationen werden einem immer wieder die Schwächen eines Systems aufgezeigt. Für die Versäumnisse müssen wir dann immer bezahlen, vor allem wenn wir bekannte Risikos nicht ausgemerzt haben (Bsp. Datenübermittlung der Coronavirus Fälle handschriftlich per FAX).
Das Beispiel der „BAG Corporate Communication #bigfail“ zeigt auch, dass es nicht in der gesamten Bundesverwaltung gleich stümperhaft gemacht wird. Zum Beispiel: die Armee versucht es mit regelmässigen Nachrichten, auch wenn die zu nutzende Plattform dazu nicht geeignet ist, das Leserengagement und Verbreiten der Beiträge in Social Media zu verbessern.
Auch hier wäre eine bessere und kostengünstigere Plattform wie WordPress einfacher. Vielleicht würde dies ja unsere Bundesrätin Viola Amherd begrüssen. Sie könnte dann als CEO selber zum Thema bloggen. Eine ideale Weise zu kommunizieren.
Am 12. März waren wir zu Videoaufnahmen für Jetztlehrstelle.com von Bouygues E&S Intec AG auf einer Grossbaustelle. Doch schon am 13. März hat sich der Bundesrat in der Schweiz entschlossen, wegen der Coronavirus-Pandemie die Massnahmen zu verschärfen. Ausser Lebensmittelläden und Apotheken wurde alles, inklusive Schulen und Bauernmärkte zum 16. März (Montag) geschlossen. Wie es weiter geht, weiss zur Zeit niemand.
2 Antworten
Wow sehr interessant Urs
Weiter so.
Ich finde auch die 7 Tipps sehr gut was man berücksichtigen muss um die Kommunikation zu verbessern.
Erstaunlich das in der Schweiz der Fax bei der Uebermittlung noch ne Rolle spielt.
Lieber Sandro
Eigentlich erstaunlich wie effektiv Italien diese Krise mit dem Coronavirus macht.
Die Kommunikation ist klar, auf einer Seite gesammelt und wird verteilt über Medien wie auch Social Media.
Das dies das BAG nicht schafft ist schade.
Herzlichst
Urs
PS. Deutschland führt pro Woche ca. 160’000 Coronavirus Tests durch. Das ist mehr als Korea, welches bis zu 15’000 Tests am Tag (105,000 in der Woche) durchführt.
Kurzfristig helfen viele Tests die Weiterverbreitung vom Coronavirus einzudämmen.