- Dieser Beitrag zeigt, wie der Konzern Meta betrügerische digitale Werbung aus China toleriert. Er schädigt damit Konsumentinnen weltweit um Milliardenbeträge.
- Wir zeigen auf, wie die USA und EU versuchen dieser Betrugswelle Herr zu werden indem sie Meta, Google, Apple und andere digitale Plattformen in die Verantwortung nehmen oder eben auch nicht.
- Wir wagen einige Prognosen für 2026 zu machen.
- Link zu diesem Beitrag https://drkpi.com/de/werbebetrug-meta-facebook-2026
Werbebetrug ist kein Randphänomen, sondern ein strukturelles Problem des Digital Marketings. Unter dem Begriff Ad Fraud werden systematische Manipulationen zusammengefasst, bei denen Werbebudgets durch gefälschte Klicks, Impressions oder Conversions abgeschöpft werden.
Plattformen wie Facebook spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie globale Reichweite, automatisierte Auktionen und begrenzte Transparenz kombinieren.
Der folgende Beitrag erklärt die Grundlagen von Werbebetrug, zeigt typische Betrugsformen und analysiert anhand interner Dokumente und externer Untersuchungen, wie Ad Fraud am Beispiel von Meta – Eigentümer von Facebook, Instagram und WhatsApp – zu einem Milliardengeschäft werden konnte.
Ad Fraud und Werbebetrug einfach erklärt
Ad Fraud bezeichnet betrügerische Praktiken im digitalen Werbeökosystem. Dabei werden Werbebudgets durch manipulierte oder fingierte Interaktionen abgeschöpft, ohne realen Marketingwert zu liefern.
Besonders relevant ist dieses Thema im Kontext von Plattformen wie Facebook und Instagram, wo Reichweite, Automatisierung und begrenzte Transparenz systematisch missbraucht werden.
Ziele von Ad Fraud im Digital Marketing
- Unrechtmässige Generierung von Werbeeinnahmen ohne reale Nutzerinteraktion
- Verfälschung zentraler Leistungskennzahlen wie Impressions, Klicks und Conversions
- Irreführung von Werbetreibenden bei Budgetplanung und Kampagnenoptimierung
Terminologie:
- Advertiser Fraud = Betrug gegenüber Werbetreibenden
Häufige Formen von Ad Fraud gegenüber Konsumenten
Die Kategorien welche wir im Werbebetrug im Zusammenhang mit Konsumentinnen sehen sind unten aufgelistet.
- Malvertising (Malicious Advertising): Schädliche Werbeanzeigen mit Viren, Ransomware oder Phishing-Links
- Misleading Ads / Dark Patterns: Täuschende Werbung mit falschen Buttons (z.B. „Download“ führt zu Werbung statt Download)
- Scam Ads: Betrügerische Angebote, gefälschte Gewinnspiele und Fake-Shops
- Clickjacking: Unsichtbare Elemente über legitimen Buttons, die ungewollte Aktionen auslösen
- Auto-Redirect Fraud: Automatische Weiterleitungen zu unerwünschten oder schädlichen Seiten
- Subscription Traps: Versteckte Abo-Fallen durch irreführende Anzeigen
- Data Harvesting Ads: Werbung, die persönliche Daten ohne echte Einwilligung sammelt
Terminologie
Consumer/User Fraud = Betrug gegenüber Endnutzern
In diesem Beitrag zu Facebook Advertising Scam ist der Fokus primär auf Scam Ads welche betrügerische Angebote, gefälschte Gewinnspiele, Fake-Shops an Konsumentinnen zeigen.
Facebook als Beispiel für strukturell begünstigten Werbebetrug
Eine umfassende Untersuchung von Reuters zu Werbebetrug bei Meta legt nahe, dass Meta betrügerische Werbeanzeigen aus China in grossem Umfang tolerierte. Dies wahrscheinlich deshalb, um negative Auswirkungen auf die Werbeeinnahmen zu begrenzen.
Facebook Werbebetrug aus China
Die chinesische Regierung erlaubt seinen Bürgerinnen nicht, die Plattformen von Meta in China zu nutzen. Nichtdestotrotz erreichte digitale Werbung aus China im Jahr 2024 einen Jahresumsatz von über:
- 18 Milliarden US-Dollar Einnahmen für digitale Werbung in China, was mehr als
- 1/10 des weltweiten Umsatzes des Unternehmens entspricht.
Interne Dokumente zeigen, dass zeitweise rund:
- 19 % der Werbeeinnahmen aus China aus Betrug, illegalem Glücksspiel, Pornografie und weiteren verbotenen Inhalten stammten. Dies entsprach über
- 3 Milliarden US-Dollar jährlich.
Durch den Einsatz verschiedener verschärfter Durchsetzungsinstrumente konnte Meta die problematischen Anzeigen in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 um etwa die Hälfte reduzieren, d.h. von:
- 19 % auf 9 % der gesamten Werbeeinnahmen aus China.
Diese wirksamen Anti-Betrugsmechanismen wurden später von Meta wieder zurückgefahren. In der Folge stieg der Anteil verbotener Anzeigen bis Mitte 2025 wieder deutlich an.
Werbebetrug Meta weltweit
Metas interne Dokumente zeigen, dass gemäss Prognosen 10 % seiner Einnahmen im Jahr 2024 aus Anzeigen für Betrugsversuche und verbotene Waren stammen würden, wie aus Dokumenten hervorgeht, die Reuters vorliegen.
Der Social-Media-Riese schätzt intern, dass seine Plattformen den Nutzern täglich:
- 15 Milliarden betrügerische Anzeigen zeigen.
Gegen mutmassliche „rogue marketers“ wird von Meta eine Premiumgebühr erhoben. Wie ein Unternehmen dieser Kategorie zugeteilt wird, ist indes unklar.
Zusätzlich veröffentlicht Meta Berichte über die „betrügerischen Vermarkter“. Ob dieser mögliche Reputationsschaden die Betrüger eines besseren belehrt darf bezweifelt werden.
Nach Zuckerbergs Eingreifen, so geht aus den Dokumenten hervor die Reuters vorliegen, löste Meta sein auf China fokussiertes Anti-Betrugsteam auf. Ausserdem hob es die Sperre auf, die es für neue chinesische Werbeagenturen für den Zugang zu seinen Plattformen eingeführt hatte.
Ein Dokument zeigt ebenfalls, dass Meta weitere Anti-Betrugsmassnahmen zurückstellte, die sich in internen Tests als wirksam erwiesen hatten. Das Dokument enthält keine Einzelheiten zu diesen Massnahmen.
Die Recherche verdeutlicht strukturelle Zielkonflikte zwischen Umsatzinteressen und konsequenter Durchsetzung von Plattformregeln.
Meta berechnete, dass weltweit jährlich rund:
- 7 Milliarden US-Dollar allein mit als „hochriskant“ eingestuften Betrugsanzeigen verdient wurden und dass etwa
- 10 % des Umsatzes aus Betrugsanzeigen, illegalem Glücksspiel und verbotenen Produkten stammten.

Regulatorische Massnahmen: USA vs. EU
Nach Bekanntwerden dieser Vorwürfe forderten US-Senatoren eine formelle Untersuchung durch zuständige Aufsichtsbehörden. In ihrer Stellungnahme verweisen sie auf interne Dokumente, die belegen sollen, dass betrügerische Anzeigen auf den Plattformen systematisch geduldet wurden.
Weitere Informationen finden sich in der offiziellen Mitteilung des US-Senats:
In ihrer Stellungnahme verweisen die Senatoren auf einen Bericht von Reuters, wonach Meta selbst schätzte, dass seine Plattformen an 1/3 aller Betrugsfälle in den USA beteiligt waren. Sie wiesen darauf hin, dass die FTC schätzt, dass US-Amerikaner im letzten Jahr 158,3 Milliarden Dollar durch Betrug verloren haben.
„Dies würde bedeuten, dass Meta für Verbraucherverluste (in den USA alleine, Ed.) in Höhe von mehr als 50 Milliarden Dollar verantwortlich ist“,
schrieben sie.
In ihrer Stellungnahme wird Meta vorgeworfen, bewusst Anzeigen akzeptiert zu haben, die betrügerische Aktivitäten bewerben:
„Betrügereien konnten Facebook und Instagram überschwemmen, da Meta sein Sicherheitspersonal drastisch reduziert hat, auch für die von der FTC vorgeschriebenen Überprüfungen, während es gleichzeitig unvorstellbare Summen in seine generativen KI-Projekte steckt.“
Meta hat Ende 2024 intern prognostiziert, dass es etwa:
- 10 % seines gesamten Jahresumsatzes, oder
- 16 Milliarden Dollar mit der Schaltung von Werbung für Betrugsmaschen und verbotene Waren erzielen würde.
Die obigen Angaben gehen aus internen Unternehmensdokumenten hervor.
Meta weist die Vorwürfe der Senatoren zurück und behauptet, dass die Zahl der Betrugsmeldungen um 58 % zurückgegangen sei.
Ob diese öffentliche Aufforderung an die Federal Trade Commission (FTC) in den USA bei den 2 Senatoren Wirkung zeigen wird ist noch unbekannt.
Auch Europa hat Regulierung die Pflichten der Online-Plattformen und deren Verantwortlichkeit reguliert: Digital Services Act (DSA)
Schon im #WEF2024 Beitrag wiesen wir darauf hin, dass das Vertrauen der Konsumenten in den „funktionierenden“ digitalen Markt sinkt.
In Europa versucht die Europäische Kommission die Verbraucher besser zu schützen. Sie hat z.B. von Bing- und Google-Suche Angaben zu Links und Anzeigen, die Nutzer auf betrügerische Websites führen und oft zu finanziellen Verlusten führen, zu machen.
Darüber hinaus fordert die Kommission die Plattformen auf, detaillierte Angaben zu ihren Werberepositorien zu liefern. Dies sind Datenbanken, in denen Informationen zu allen Anzeigen gespeichert und zugänglich gemacht werden müssen.
Die Repositorien ermöglichen es Regulierungsbehörden, Forschern und der Öffentlichkeit, betrügerische Anzeigen und Muster zu erkennen, die von Betrügern verwendet werden.
🎯 Wissenswertes – Quiz: Wussten Sie schon?
Wer sind die drei grössten Werbekunden auf Meta-Plattformen?
Chinesische Unternehmen waren laut Dokumenten vom Juli 2024 die grössten Werbekunden von Meta weltweit.
Die 3 Gewinner sind:
🥇 & 🥈 Shein und Temu
Durchschnittlich täglich 17 Millionen US-Dollar für Facebook- und Instagram-Werbung. Diese Einzelhandelsriesen verkaufen weltweit direkt an Verbraucher und sind laut internen Dokumenten nicht die Ursache für das Betrugsproblem von Meta.
🥉 Amazon
Täglich 4,8 Millionen US-Dollar Werbeausgaben – auf Platz drei der grössten Meta-Werbekunden.
Am 5. Dezember 2024 hat die EU Kommission gegen X (vormals Twitter) eine Geldbusse in Höhe von 120 Millionen Euro verhängt. Dies wegen Verstosses gegen seine Transparenzpflichten gemäss dem Gesetz über digitale Dienste (DSA).
Die Kommission stellt sicher, dass ihre Massnahmen im Rahmen des DSA mit anderen Massnahmen im Rahmen der Verbraucherschutzgesetze im Einklang stehen und diese ergänzen.
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Zusammenfassung und Prognose 2026: Werbebetrug wird weiter eskalieren
Fazit: Die wichtigsten Erkenntnisse
Dieser Beitrag zeigt:
- Meta verdient 16 Milliarden US-Dollar mit Betrugsanzeigen (ca 10% des Jahresumsatzes 2024 für Facebook, Instagram und WhatsApp)
- 15 Milliarden Scam-Ads täglich werden auf Facebook und Instagram angezeigt
- China-Werbung: 19% der Werbeeinnahmen aus Betrug, illegalem Glücksspiel und Pornografie (3 Mrd. $)
- Nach Zuckerbergs Eingreifen: Anti-Betrug-Teams wurden aufgelöst, Sperren für chinesische Agenturen aufgehoben
- USA: Senatoren Blumenthal und Hawley fordern FTC-Untersuchung, Meta könnte für 50 Mrd. $ Verbraucherverluste verantwortlich sein
- EU: Digital Services Act (DSA) verschärft Plattform-Verantwortung, X erhielt 120 Mio. € Strafe
Prognose 2026: Die Bedrohung nimmt zu
Der Werbebetrug im digitalen Marketing entwickelt sich zu einem exponentiell wachsenden Problem. Aktuelle Forschungsdaten zeigen eine alarmierende Entwicklung.
Globale Schadensentwicklung:
Laut einer Analyse der Association of National Advertisers (ANA) verursachte Ad Fraud im Jahr 2022 bereits Schäden von 120 Milliarden US-Dollar – ein Anstieg von 21% gegenüber dem Vorjahr.
Eine umfassende Studie von Juniper Research aus dem Jahr 2023 zeigt, dass:
- 2023: 84 Milliarden US-Dollar (22% der gesamten Online-Werbeausgaben) durch Ad Fraud verloren gingen
- Bis 2028: Die Verluste auf 172 Milliarden US-Dollar steigen werden
Meta bleibt zentrales Problem:
Ohne wirksame Gegenmassnahmen dürfte der Anteil betrügerischer Anzeigen bei Meta wieder auf die früheren 19% der Werbeeinnahmen aus China steigen. Dies würde bedeuten, dass allein Meta jährlich über 18 Milliarden US-Dollar mit Betrugsanzeigen verdienen könnte.
Regulatorischer Druck nimmt zu:
Die USA und EU verfolgen unterschiedliche Ansätze:
- USA: Eine FTC-Untersuchung gegen Meta droht, nachdem Senatoren darauf hinwiesen, dass Meta an einem Drittel aller Betrugsfälle beteiligt sein könnte
- EU: Systematische Durchsetzung des Digital Services Act (DSA) – die 120-Millionen-Euro-Strafe gegen X zeigt, dass die EU bereit ist, empfindliche Sanktionen zu verhängen
Neue Bedrohungen durch KI:
KI-generierte Fake-Ads und Deepfake-Werbung werden 2026 ein zunehmendes Problem darstellen. Die automatisierte Betrugserkennung kann mit der Entwicklung sophistizierter Bot-Netzwerke kaum Schritt halten.
Ausblick:
Ohne grundlegende Änderungen im Geschäftsmodell grosser Plattformen wird Werbebetrug 2026 weiter zunehmen. Konsumentinnen werden verstärkt geschädigt, während Plattformen von diesem System profitieren.
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